Bitcoin bei 104.500 USD: Ruhe vor dem Sturm oder Zeichen der Reife?
Analysten streiten über die aktuelle Bitcoin-Preisstagnation: Während CryptoQuant vor einem Absturz warnt, deutet Glassnode die Ruhe als Zeichen institutioneller Dominanz und Marktreife.
Veröffentlicht am: 21. Juni 2025

Während Bitcoin (BTC) scheinbar unberührt von geopolitischen Spannungen im Nahen Osten bei rund 104.500 USD verharrt, tobt unter der Oberfläche ein Kampf der Narrative: Handelt es sich bei der aktuellen Flaute um eine gefährliche Nachfrageschwäche oder vielmehr um ein Zeichen für einen gereiften, institutionell dominierten Markt? Drei aktuelle Studien liefern kontroverse Einschätzungen – mit weitreichenden Implikationen für Investoren.
Die Alarmglocken von CryptoQuant: Abwärtsszenario bis 81.000 USD
CryptoQuant warnt in einem aktuellen Bericht vor einem möglichen Preisrutsch. Die zentralen Indikatoren:
- Nachfrageeinbruch: Die Zuflüsse in Bitcoin-ETFs sind seit April um über 60% eingebrochen.
- Whale-Aktivität: Die Akkumulation großer Halter hat sich im selben Zeitraum halbiert.
- Short-Term-Holder: Neuere Investoren haben seit Ende Mai rund 800.000 BTC abgestoßen.
„Unser Demand-Momentum-Indikator zeigt mit minus 2 Millionen BTC den schwächsten jemals gemessenen Wert“, so die Analysten. Sollte dieser Trend anhalten, könnten laut CryptoQuant folgende Unterstützungszonen ins Visier geraten:
- Primäres Ziel: 92.000 USD (psychologisch wichtige Marke)
- Worst-Case-Szenario: 81.000 USD (technisches Unterstützungsniveau)
Glassnodes Gegenposition: Institutionelle Reife statt Schwäche
Glassnode interpretiert die gleichen Daten grundlegend anders:
- „Stille“ Blockchain: Geringe Transaktionszahlen und niedrige Gebühren deuten nicht auf Schwäche, sondern auf eine Verlagerung hin zu großen Werttransfers durch Institutionen.
- Derivate überholen Spot-Märkte: Futures- und Optionsvolumina übersteigen Spot-Handelsvolumina mittlerweile um das 7- bis 16-fache – ein Zeichen für ausgefeiltere Marktstrukturen.
- Hedging-Strategien: Professionelle Akteure nutzen zunehmend komplexere Absicherungsinstrumente, was die Volatilität dämpft.
„Was oberflächlich wie Marktmüdigkeit aussieht, ist in Wahrheit ein Zeichen für die zunehmende institutionelle Durchdringung“, kommentiert ein Glassnode-Sprecher.
Krypto-Treasury-Unternehmen: Die neue Finanzierungsfront
Eine dritte Dimension kommt durch sogenannte Crypto Treasury Companies (CTCs) wie MicroStrategy (jetzt Strategy) und Metaplanet ins Spiel. Diese Unternehmen:
- Nutzen innovative Finanzierungsinstrumente wie wandelbare Anleihen und Preferred Shares für Bitcoin-Akkumulation.
- Vermeiden durch unbesicherte Strukturen die typischen Liquidationsrisiken früherer Krypto-Crashs.
- Müssen jedoch komplexe Bilanzierungs- und Shareholder-Value-Probleme lösen, wie Metaplanets „Bitcoin Yield“-Kennzahl zeigt.
Fazit: Ruhe als Prüfstein für die nächste Marktphase
Die aktuelle Bitcoin-Konsolidierung bei 104.500 USD offenbart einen Markt im Übergang. Während CryptoQuants Warnungen vor einem Nachfragekollaps nicht ignoriert werden sollten, deutet vieles darauf hin, dass wir es mit einer strukturellen Veränderung zu tun haben: Der Bitcoin-Markt wird erwachsen – mit allen Vor- und Nachteilen institutioneller Dominanz. Für Investoren bedeutet dies:
- Kürzere, gezieltere Volatilitätsphasen statt langer Hype-Zyklen
- Größere Bedeutung von Derivaten und institutionellen Flüssen
- Neue Akteure wie CTCs, die Marktdynamiken verändern
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob sich die Bullen erneut durchsetzen oder ob die Bären recht behalten. Eines ist sicher: Der Bitcoin-Markt von 2025 ist nicht mehr der von 2021.